Vor einer Auslandsreise fragt man sich, ob eine Auslandskrankenversicherung sinnvoll ist oder ob man das Geld lieber spart. Nach unseren Erfahrungen in den U.S.A. kann ich diese Frage nur so beantworten, daß man das Geld investieren sollte.
Was war passiert? Meine Frau hatte auf einem Campground ein Squirrel entdeckt, das sich in einem Netz verfangen hatte, das jemand über seinen Wohnwagen geworfen hatte. Warum derjenige das tat, konnten wir nicht herausfinden. Ich vermutete, daß es durch das engmaschige Netz bei der Abreise einfacher fiel, den Wohnwagen von heruntergefallenen Tannenzapfen und Ästen zu befreien. Aber den Inhaber des Wohnwagens konnten wir nicht ausfindig machen und fragen. Nach Rücksprache mit den Rangern war es jedoch nicht erlaubt, was hier getan wurde und man wollte sich um die Sache kümmern. Ein Ergebnis dazu kennen wir nicht, weil wir bereits wieder abgereist waren.
Jedenfalls hing das Squirrel im Netz und hatte sich schon fast stranguliert. Meine Frau sprach einen anderen Camper an, der mit Handschuhen und Schere half. Ein weiterer Camper zückte sein Smartphone und filmte den ganzen Vorgang. Rund um den Hals des Squirrels wurde das Netz weggeschnitten und da das verängstigte Tier nicht wußte, daß man ihm helfen wollte, biß es irgendwann mehrfach zu. Da es sich bei den Handschuhen nur um Gartenhandschuhe handelte, war es für das Gebiß des Tieres sehr leicht, den Stoff zu durchbeißen und dadurch eine tiefe Verletzung am Zeigefinger zu hinterlassen.
Am nächsten Morgen, nachdem wir die Wunde abends noch ausgewaschen und desinfiziert hatten, teilte meine Frau den Vorfall an der Rezeption des Campingplatzes mit, wo ihr geraten wurde, umgehend ein Krankenhaus aufzusuchen. Nach kurzer Beratschlagung entschieden wir uns zu diesem Schritt, der uns insgesamt etwas mehr als zwei Stunden Zeit kostete. Das Krankenhaus befand sich unweit des Campingplatzes, so daß wir nach kurzer Fahrt da waren.
Nachdem wir uns angemeldet hatten, machten wir unsere ersten Erfahrungen mit amerikanischen Krankenhäusern. Natürlich waren alle Mitarbeiter ausnahmslos sehr nett und freundlich, wie man es von den Amerikanern gewohnt ist. Zunächst wurde gewogen, der Blutdruck gemessen und die üblichen Fragen gestellt (Welche Medikamente werden eingenommen? Raucher? Alkoholiker? etc.), bevor dann eine Ärztin erschien und ca. eine Minute die Wunde inspizierte und ebenfalls noch Fragen stellte. Daraufhin entschied sie, ein Antibiotikum zu verschreiben und war wieder weg. Die erste Tablette wurde von einem Krankenpfleger vor Ort verabreicht und anschließend wurde uns die Rechnung präsentiert: $1294,25!
Zuvor hatten wir bereits die Notfallnummer der Versicherung angerufen und dort erfahren, daß alle Kosten unter 1000 Dollar von uns vor Ort zu zahlen sind und nach der Rückkehr nach Deutschland von der Versicherung erstattet werden. Sollten die Kosten darüber liegen, würde die Versicherung das sofort übernehmen. Das Problem an der Sache: Dafür benötigt ein amerikanisches Krankenhaus eine Rechnungsadresse in den U.S.A., die wir bei einem erneuten Anruf bei der Servicenummer unserer Versicherung in Erfahrung brachten. Diese Adresse trugen wir in das uns von der Krankenschwester übergebene Formular ein und damit waren wir aus der Sache raus. Lediglich ein kurzes Fax mußte noch ins Krankenhaus geschickt, dort ausgedruckt, von meiner Frau unterschrieben und wieder zurück an die Versicherung gefaxt werden. Das war aber kein Problem für das Krankenhaus.
Wenn man sich jetzt vor Augen hält, daß wir knapp 1300 Dollar für eine “kleine” Verletzung zahlen mußten, darf man sich gar nicht vorstellen, welche Kosten entstehen, wenn jemandem etwas Schlimmeres passieren sollte (z. B. Armbruch o. ä.).
Und aus diesem Grund kann man jedem Reisenden, der ins Ausland fährt oder fliegt, nur raten, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen, um vor Ort anständig abgesichert zu sein. Die Konditionen können sich natürlich von Versicherung zu Versicherung unterscheiden und es mag auch Verträge geben, wo die Versicherung sämtliche Kosten übernimmt. Aber das sollte man mit seinem Makler abklären…
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