Die Überschrift meines Städtetrips habe ich bewusst so gewählt, weil ich sie exakt so gehört habe. Diese Worte sprach jemand zu seinem Kumpel (vermutlich – oder war es wirklich sein Bruder?) am Telefon. Anschließend redete er mit seiner weiblichen Begleitung in gleicher Art und Weise. Mich wunderte noch, dass sie sich das alles so gefallen ließ (“Was laberst Du, Alta! Fuck mich nicht ab!”), aber das war bei weitem nicht das einzige, worüber ich mich auf diesem Trip wundern sollte. Und es war auch nicht das einzige, was ich gelernt hatte, denn ich war bislang immer in dem Glauben, das “Berliner Tor”, zu dem der “Bruda” kommen sollte, hieße Brandenburger Tor. Nun denn, man lernt ja nie aus!
Beginnen wir von vorn: Als Berlin wieder touristische Reisen zuließ, buchte ich umgehend, weil nicht klar war, wie die vierte Corona-Welle das Reisen beeinflussen könnte. Eventuell wäre wenige Wochen später diese Reise schon nicht mehr möglich. Also ging es auf die zweite Corona-Reise nach Berlin (nach Juli 2020).
Ich habe bei der ersten Benutzung eines E-Scooters zu einem der Firma TIER gegriffen und bin die folgenden Tage dabei geblieben, weil die Scooter die Möglichkeit bieten, das Handy während der Fahrt aufzuladen. Leider zeigen sie am Ende der Fahrt nicht die zurückgelegte Wegstrecke an, sondern nur die Dauer. Dafür ist es mit einem Tagespass für 9,99 Euro möglich, beliebig oft für 45 Minuten mit einem E-Scooter der Firma TIER zu fahren, ohne dass das zusätzliche Kosten verursacht. Von daher…
Freitag, 09.07.2021 (8,32 km)
Nachdem ich am Tag der Ankunft nicht mehr viel gemacht hatte, startete ich heute locker in den Tag und wanderte über die Touri-Route. Dabei kam ich an der neuen U-Bahn-Haltestelle Museuminsel der U5 vorbei, die just an diesem Tag eröffnet wurde. Also fuhr ich von dort aus Richtung Hauptbahnhof – nicht bevor ich mir das Berliner Stadtschloss (zumindest von außen) angesehen hatte.
Samstag, 10.07.2021 (12,71 km und 88 Minuten E-Scooter)
Am Morgen fiel die Entscheidung, den Tag unmittelbar am ehemaligen Mauerverlauf zu beginnen. Anschließend ging ich zum Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, der Max-Schmeling-Halle und durch den Mauerpark wieder zurück. Leider gab es keine Möglichkeit, den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark von innen zu sehen. Im weiteren Verlauf war ich noch am Alexanderplatz, wo ich im Alexa auf Shopping-Tour ging. Zwei Jacken von Jack Wolfskin hatte ich am Ende in meinen Einkaufstüten, dafür aber 110 Euro weniger im Portemonnaie. War ein wirklich gutes Schnäppchen!
Abends zog ich nochmal mit dem E-Scooter los zur Siegessäule, die ich in der blauen Stunde fotografieren wollte. Etwas mehr als eine Stunde hab ich am Großen Stern gestanden.
Als ich die Bilder im Kasten hatte, fuhr ich Richtung Berliner Tor und machte Halt am sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten, welches menschenleer auch ein schönes Motiv abgab.
Sonntag, 11.07.2021 (7,47 km und 70 Minuten E-Scooter)
Sonntags begann ich am Stuttgarter Platz und erkundete noch ein wenig die Umgebung. Dabei entstanden einige Fotos für meine Seite http://www.wo-war-was.de. Ich fuhr mit dem E-Scooter anschließend fast den gesamten Kurfürstendamm entlang und machte mich danach abermals auf den Weg zum Berliner Tor.
Montag, 12.07.2021 (10,07 km und 95 Minuten E-Scooter)
Vor’m Hotel schnappte ich mir direkt einen E-Scooter und fuhr zum Potsdamer Platz, entschied mich aber während der Fahrt um und stoppte erst am Holocaustmahnmal. Da sind ja auch manchmal ein paar schöne Schnappschüsse drin!
Das naheliegende Berliner Tor nahm ich natürlich auch wieder mit, ehe ich über die Friedrichstraße zum Checkpoint Charlie fuhr. Dort hielt ich mich allerdings eigentlich gar nicht auf, sondern fuhr einen Schlenker am Axel-Springer-Hochhaus vorbei und dann zum Tempodrom.
Morgens hatte ich in weiser Voraussicht Sonnencreme erworben, die ich heute unterwegs brauchte, denn die Temperaturen hatten entgegen der Wettervorhersage vor Wochenfrist stattliche 26 Grad erreicht.
Den Tag beschließen wollte ich vorerst am Potsdamer Platz und der Mall of Berlin. Hier shoppte ich ein wenig, bevor ich pünktlich zum einsetzenden Regen im Untergrund verschwand und halbwegs trocken im Hotel ankam.
Abends schlich ich mich dann noch einmal raus und fuhr mit dem E-Scooter zur Ebertbrücke, von wo aus sich das Bode-Museum eigentlich hervorragend ablichten lässt, wenn die Ebertbrücke denn keine Brücke wäre! Denn leider vibriert eine Brücke oftmals, wenn beispielsweise eine Straßenbahn oder ein Lkw über sie fahren. Das ist zwar bei der Ebertbrücke nicht der Fall, aber leider ist sie so konstruiert, dass der Gehweg mehr oder weniger aus Metallplatten besteht und anfängt zu vibrieren, sobald jemand ihn betritt. Und aufgrund des schönen Wetters waren eine Menge Spaziergänger unterwegs und das ein oder andere Auto bzw. E-Scooter und Radfahrer benutzten die Brücke ebenfalls. Und als ich dort so stand und auf die blaue Stunde wartete, hielt neben mir ein Auto und der Beifahrer fragte mich, wie er denn wohl versichert wäre, wenn die Brücke jetzt einstürzen würde. Alles klar?! Fotografisch schien mir diese Brücke eine Art Endgegner zu sein, denn mehrfach stellte ich mit bloßem Auge fest, wie die schwere Kamera wackelte – manchmal auch, während ich gerade eine Langzeitbelichtung machte. Die Bilder konnte ich direkt vor Ort löschen. Die Langzeitbelichtungen durften also nicht zu lang sein und mussten vom Timing her stimmen.
Auf dem Weg zurück ins Hotel wollte ich zumindest mal wieder am Berliner Tor vorbei. Als ich alles zusammengepackt hatte und mich auf den E-Scooter schwang, weckte Gebrüll mein Interesse. In der Geschwister-Scholl-Straße sah ich ein Pärchen, welches augenscheinlich miteinander stritt. Sie rief immer nur “Komm weiter jetzt!” und “Lass die Scheiße sein!”, während er mit heruntergelassenen Hosen auf dem Bürgersteig stand und “Komm zurück, ich ficke Dein Arschloch” in die Stille der Nacht schrie. Als ich mich wieder auf meinen weiteren Weg konzentrieren wollte, erschrak ich, denn unmittelbar vor mir stand neben zwei E-Scootern ein Fuchs, der sich nur langsam trollte, als auch er mich entdeckt hatte.
Am Berliner Tor stellte ich noch schnell das Stativ auf und machte ein paar Fotos. Die Gelegenheit des fast leeren Pariser Platzes war doch zu gut!
Dienstag, 13.07.2021 (13,86 km und 132 Minuten E-Scooter)
Der letzte Tag in Berlin brach an und die Temperaturen verhießen einen schönen Sommertag. Ich startete am ICC, wo ich von jemandem, der augenscheinlich zum Sicherheitsdienst des ICC gehörte, angesprochen wurde, dass ich dort nicht fotografieren dürfe. Ich hatte eh alle Aufnahmen im Kasten und beließ es dabei. Auf eine Diskussion wollte ich es nicht ankommen lassen.
Ich schnappte mir wieder einen E-Scooter und fuhr zunächst zum Mommsenstadion, ehe es zum Schloss Charlottenburg ging. Im Nahbereich hatte ich auch dort noch einiges für mein Zeitgeschichts-Wiki http://www.wo-war-was.de abzuarbeiten.
Als ich das erledigt hatte, stieg ich in die Bahn und fuhr zur Warschauer Straße. Mittlerweile ist rund um die Mercedes Benz Arena alles bebaut. Ich kenne das Gelände noch mit grünen Wiesen davor und rechts und links daneben. Es erinnert mich vom Aussehen ein wenig an den Platz gegenüber des Staples Centers in Los Angeles.
Der direkt gegenüberliegenden East Side Gallery stattate ich einen Besuch ab. Nachdem ich die East Side Gallery entlanggeschlendert war, entschied ich mich dazu, mit dem E-Scooter zum Stasi-Museum zu fahren. Dort wollte ich jedoch nur Fotos von außen machen, bevor es dann weiterging zum Zentralfriedhof Friedrichsfelde.
Ein Friedhofsbesuch pro Berlin-Aufenthalt musste doch sein! Ich stellte meinen E-Scooter am äußersten Ende des erlaubten Bereiches ab, kaufte mir noch zwei eiskalte Getränke an der Tankstelle, die sich dort befand und machte mich dann zu Fuß auf den Weg. Mittlerweile waren es annähernd 30 Grad und das Sonnenschutzmittel hatte schon gute Dienste geleistet. Das erste Kaltgetränk war schon weit vor Erreichen des Friedhofs leer.
Die Gräber, die ich dort aufsuchen wollte, fand ich relativ schnell (Logisch, denn die ganzen Sozialistengräber liegen dicht nebeneinander!), so dass ich nach einer knappen halben Stunde wieder den Rückweg antrat. Hier war die nun nicht mehr eiskalte Flasche Wasser fällig, bevor ich mir wieder einen E-Scooter nahm und Richtung Alexanderplatz fuhr. Ich gönnte mir einen kurzen Schlenker durch die ominöse Rigaer Straße, die sich so gar nicht so präsentierte, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Lediglich der Marihuana-Geruch ließ darauf schließen, dass es hier alternatives Leben geben könnte. Gut, das ein oder andere Haus sah von außen nach Hausbesetzer-Szene aus, aber insgesamt war es doch eine “ganz normale” Straße.
Bevor ich am Alexanderplatz stoppte, nahm ich noch das Kosmos und das Kino International mit. Ein letztes Mal spazierte ich am Fernsehturm vorbei und entschwand vor dem Roten Rathaus im Bereich der U-Bahn. Kurz zuvor bekam ich wieder einen Streit zwischen jungen Erwachsenen bei, der sich auch genauso in den ganzen Nachmittagsserien zugetragen haben könnte. Dabei schrie sie ihn mehrfach mit den Worten “Halt die Fresse! Du fickst meinen Kopf!” an. Ah ja!
Kommen wir zum Fazit der Reise bzw. dem, was ich gelernt habe:
- E-Scooter kann man locker zu zweit benutzen. Dabei spielt es keine Rolle, dass die Dinger nur für eine Person ausgelegt sind.
- In der Bahn, auf Bahnsteigen und in größeren Geschäften muss man lediglich eine Mund-Kinn-Bedeckung tragen – wenn überhaupt! Prinzipiell geht der Trend dazu, gar keine Maske mehr zu tragen.
- Wenn man BMW oder Mercedes fährt, kann man jede Busspur benutzen.
- Wenn man dringend pinkeln muss, kann man das ruhig in aller Öffentlichkeit tun und dabei die East Side Gallery benutzen. Vielen Dank an die beiden besoffenen Russen, dass ich diesen Anblick haben durfte!
- E-Scooter kann man wirklich überall abstellen; bevorzugt mitten auf dem Gehweg.
Karte
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