Nachdem es zunächst einen Lockdown im November 2020 gab, der dann bis Weihnachten verlängert wurde, bevor es nach den Feiertagen zum nächsten Lockdown bis 10. Januar kam, an den sich eine Verlängerung bis zum 14. Februar andockte, die dann (vorerst!) bis zum 7. März ausgedehnt wurde, fragt sich doch nun ein jeder, wie es wohl wirklich weitergehen wird mit Corona, den Einschränkungen, Lockerungen und allem, was damit zusammenhängt. Welche Inzidenzwerte werden uns noch begegnen? Denn nachdem lange Monate immer von der magischen 50 die Rede war, wurde im Februar dann urplötzlich die 35 aus dem Hut gezaubert, von der niemals jemand zuvor sprach. Kurze Zeit später war von der Bundeskanzlerin zu vernehmen, daß man den Lockdown erst dann lockern könne, wenn Deutschland 14 Tage eine Inzidenz von weniger als 35 habe. Also noch eine Einschränkung der Einschränkung!
Dazu kamen dann noch Virusvarianten-Gebiete (z. B. Tirol, Tschechien Mitte Februar) und Mutanten. Wenn jetzt schon einzelne Bundesländer von Nachbarländern als potentiell gefährlich erklärt werden, könnte es doch demnächst auch sein, daß jemand aus Berlin-Marzahn noch nach Brandenburg fahren darf, jemand aus Berlin-Köpenick jedoch nicht, weil sein Stadtteil als Virusvarianten-Gebiet erklärt wurde. Crazy, oder? Blickt da irgendwer noch durch?
Der Beginn der Impfungen wurde uns für den Januar versprochen und wir malten unsere nahe Zukunft schon rosarot. Reisen würde wieder uneingeschränkt möglich sein, Konzerte, Kinobesuche, Fitneßstudios wären wieder geöffnet. Wie Seifenblasen zerplatzten diese Träume jedoch, als klar wurde, daß es eigentlich mehr Probleme mit dem Impfen als Impfstoffdosen gab. Sicher war nur, daß es einen schwarzen Peter gab, der in der Folgezeit munter von A nach B geschoben wurde. Gesundheitsminister Jens Spahn hatte ihn kurze Zeit, die Bundeskanzlerin auch, die Impfstoffhersteller BioNTech, Pfizer, AstraZeneca und eigentlich alle anderen ebenfalls. Die EU dürfen wir in dieser Liste auf keinen Fall vergessen! Und irgendwann ging es eigentlich gar nicht mehr darum, möglichst schnell die relevanten Gruppen zu impfen, sondern eben nur, diesen schwarzen Peter möglichst geschickt weiterzureichen. Bloß keine Fehler eingestehen, denn das könnte ja Probleme bei der Wiederwahl bereiten! In der Zwischenzeit hätte man auch die wirklich wichtigen Dinge in Angriff nehmen können. Es gab ja immer noch kein Konzept zur Öffnung der Kindertagesstätten und Schulen, zur Entzerrung des ÖPNV, welcher von vielen als größer Spreader angesehen wird. Und auch ein Plan zur Lockerung des Lockdowns hin zur Normalität wurde niemandem präsentiert.
Wagen wir mal einen (nicht ganz ernst gemeinten) Ausblick:
März 2021
Friseure öffnen
Am 1. März ist es nach dem Beschluß von Mitte Februar möglich, daß Friseure wieder öffnen können.
Lockdown bis Ostern mit anschließenden Lockerungen
In der Videokonferenz der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin am 3. März beschließt man übereinstimmend, daß der bestehende Lockdown zunächst einmal bis 1. April verlängert wird. Ab dem 2. April (Karfreitag) werden bis 5. April (Ostermontag) sämtliche Beschränkungen aufgehoben. Man war sich auch hier einig, daß das gleiche Recht gelten muß, wie zum Wiegenfest von Jesus, wenn er wieder aufersteht. Die Kirchen haben nun etwas weniger als einen Monat Zeit, genügend Bänke und Stühle in die Gotteshäuser zu schaffen, damit die Gottesdienste würdig zelebriert werden können.
In der Woche vor Ostern beschließt die Videokonferenz wieder einstimmig die Verschärfung der Maßnahmen ab Dienstag, 6. April. “Hier muß man zunächst einmal die weitere Entwicklung abwarten”, so der einhellige Tenor.
ausgiebiges Feiern – insbesondere in den Karnevalshochburgen
Das wiederum gibt der Bevölkerung Anlaß, besonders ausgiebig zu feiern. Die Kirchen sehen sich gezwungen, an den Türen Einlaßkontrollen einzurichten. Zutritt erhalten nur diejenigen, die auch wirklich noch nicht aus der Kirche ausgetreten sind. Im Anschluß an sämtliche Messen wird der nicht für das Abendmahl benötigte Rotwein im Gemeindehaus gereicht.
Insbesondere im Rheinland und in Mainz nimmt die Bevölkerung das zum Anlaß, den ausgefallenen Karneval ausgiebig nachzuholen. Es werden bereits früh morgens kostümierte Menschen auf den Straßen gesichtet und spätestens um 14.00 Uhr ist der Alter Markt in Köln gepflastert mit Schnapsleichen. Die Altstadt in Düsseldorf platzt ebenfalls aus allen Nähten. Und weil auch sämtliche Reisebeschränkungen aufgehoben sind, erfreuen sich exakt diese drei Städte über einen Besucheransturm, den sie noch nie gesehen haben. Die Hotelbetten reichen bei weitem nicht aus, um alle Gäste beherbergen zu können, so daß AirBnB Hochkonjunktur hat. Ja, die Hotels wurden extra dafür auch wieder geöffnet.
Die Notfallambulanzen in den drei Karnevalshochburgen haben alle Hände voll zu tun und auch in anderen Städten geht es hoch her. Teilweise sehen sich die Krankenhäuser genötigt, ihr Personal von den Intensivstationen abzuziehen – nachdem die Mitarbeiter dort schon 24 Stunden gearbeitet haben. Unmittelbar nach der 12-Stunden-Schicht in der Ambulanz geht’s dann wieder zurück auf die Intensivstation zur nächsten Schicht. Aus dem Gesundheitsministerium ist lediglich ein Statement zu hören: “Besondere Zeiten erfordern, daß jeder sich in den Dienst des Landes stellt.”
Der Gesundheitsminister ist persönlich nicht zu erreichen, weil er sich über die Ostertage in den Urlaub verabschiedet hat. Sein Regierungsflieger hob Karfreitag pünktlich um 00.00 Uhr, also mit Beginn der Lockerungen, vom Flughafen Berlin-Brandenburg ab. Das Nachtflugverbot wurde für die Dauer der Ostertage ebenfalls im Vorfeld außer Kraft gesetzt. Der Kritik des Bundes der Steuerzahler, warum dieser Flug sein müsse, wird entgegnet, daß die Maschinen zum einen bewegt werden müssen, damit sie nicht einrosten, und zum anderen würden dadurch ja auch Arbeitsplätze erhalten, denn die Personenkontrolle am Flughafen und die Piloten hätten dadurch etwas zu tun. Nach der Landung auf dem Hato Curaçao International Airport fliegt der Airbus postwendend nach Berlin zurück, um für den Fall der Fälle für andere Regierungsmitglieder zur Verfügung zu stehen. Am Ostermontag startet er wieder in Richtung Curaçao, um den Minister nach seinem knapp zweitägigen Trip wieder abzuholen.
Nach der Ankunft sieht der Gesundheitsminister zwar nicht erholt aus, aber er verkündet den wartenden Pressevertretern, daß es für ihn wichtig war, “endlich mal aus dem täglichen Trott rauszukommen und etwas anderes zu sehen”.
Hochzeit bei Hochzeiten
Die Standesämter haben Hochkonjunktur, denn am Osterwochenende dürfen Hochzeitsgesellschaften endlich wieder richtig groß sein. Das nutzen natürlich viele Menschen aus. Ein Autokorso jagt in den deutschen Innenstädten den nächsten. Das Gehupe wird zum Oster-Soundtrack 2021. Im Rheinland mischen sich zudem eben noch Karnevalstöne darunter. “Denn isch bin nur … ne kölsche Jung …”
April 2021
Am 12. April, also eine Woche nach Ostern, meldet das Robert-Koch-Institut eine drastische Zunahme der Infektionszahlen. “Wir bilden hier den Zustand von vor einer Woche ab, so daß wir nicht sagen können, wie es momentan aussieht”, so die Mitteilung des Bundeskanzleramtes. Auf einer eilig einberufenen Videokonferenz werden sofort Maßnahmen beschlossen, um auf diese Tendenz zu reagieren:
- sofortiger Lockdown bis Pfingstmontag (24. Mai)
- Schließung sämtlicher Geschäfte, geöffnet haben dürfen nur noch
- Wettbüros: Hatten eh immer schon auf. Warum das so war, daran kann sich niemand erinnern und wirklich sinnvoll ist es auch nicht, aber aus Gründen des Bestandsschutzes hält man an dieser Regelung fest.
- Supermärkte: Zur Versorgung des alltäglichen Bedarfs sind Supermärkte unabdingbar und dürfen daher weiter geöffnet bleiben.
- Baumärkte: Hier wird auf die Begründung zur Öffnung der Wettbüros verwiesen.
- Autohäuser: Die Autoindustrie hat enorm unter den Entbehrungen der letzten Monate gelitten und man möchte es ihr ermöglichen, den Absatz wieder anzukurbeln.
- Schließung sämtlicher Schulen und Kindergärten: Bei der Begründung für die Schließung der Schulen und Kindergärten fällt einem anwesenden Reporter auf, daß diese ja noch gar nicht wieder geöffnet sind. Daraufhin zieht sich die Bundeskanzlerin noch einmal zur Beratung mit den Ministerpräsidenten zurück. Zwei Tage später kann ein Ergebnis präsentiert werden: Die Kindergärten und Schulen bleiben zu.
Chantal aus Recklinghausen läßt ihrer Wut auf Facebook freien Lauf. Jetzt kann sie ihre Dauerwelle vergessen und ihre Nägel macht ihr auch keiner. Den Kommentar eines Users, daß sie Nägel doch im Baumarkt kaufen könne, ignoriert Chantal.
Mai 2021
5.000.000 Bundesbürger geimpft
Anfang Mai lädt das Bundespräsidialamt zum Jubiläum: Ende April wurde der 5000000. Deutsche geimpft. Das nimmt man im Kabinett zum Anlaß, sich “jetzt aber wirklich um weitere Impfdosen” zu kümmern, damit man “spätestens im Juli flächendeckend mit den Impfungen …”. Der Rest verschwindet im aufbrandenden Applaus der anwesenden Politiker.
Mund-Kinn-Bedeckung
In einer weiteren Sitzung Mitte Mai beschließt das Kabinett zum einen, daß die “Mund-Nasen-Bedeckung” ab sofort entweder “Mund-Kinn-Bedeckung (MKB)” oder “Gesichtslappen (GL)” heißt. Der Gesundheitsminister dazu auf der anschließenden Pressekonferenz: “Die Dinger hat doch eh nie einer über die Nase gezogen und dem wollten wir damit ganz einfach Rechnung tragen. Alternativ ist natürlich auch die Bezeichnung ‘Gesichtslappen’ erlaubt.”
Inzidenz auf Höchststand
Mittlerweile liegen die aktuellen Inzidenzwerte vor: Bundesweit beträgt die Inzidenz 283,7. Experten führen dies darauf zurück, daß es Ostern zu Lockerungen gekommen sei, was von den Politikern als Augenwischerei abgetan wird.
Trotzdem sieht man sich sofort zu weiteren Regelungen gezwungen:
- Tragen eines Gesichtslappens: Das Tragen einer Mund-Kinn-Bedeckung ist jetzt aber wirklich zwingend vorgeschrieben, wenn man nicht gerade etwas essen oder trinken muß oder aber eine Zigarette raucht. Diejenigen, die keine Lust haben, ihren Mund zu bedecken, können den Gesichtslappen auch am Handgelenk tragen oder auf Verlangen vorzeigen. Chantal freut sich auf Facebook: “My Instastory ohne Duckface sah voll shice aus.” Justin_09 kommentiert das mit “mit bitchface auch”.
- Wettbüros müssen jetzt zwischen 00.00 Uhr und 06.00 Uhr schließen: Das zieht jedoch sofortigen Unmut auf und zahlreiche Demonstrationen nach sich. Viele Wetter fühlen sich benachteiligt, weil sie jetzt nicht mehr ad hoc und vor Ort auf Fußballspiele der dritten vietnamesischen Liga wetten können. Der Bundestag stellt sich der Diskussion und setzt diese Regelung vorerst dann doch aus. Bisherige Erfahrungen hätten gezeigt, daß sich die Besucher solcher Wettbüros als vorbildlich präsentiert hätten. Es sei bundesweit bislang zu keinem einzigen Fall gekommen, bei dem in einem Wettbüro mehr als die zulässige Anzahl Kunden angetroffen wurde oder vor dem Eingang diverse Kunden rauchenderweise und ohne erforderlichen Mindestabstand auf das Ende ihres gewetteten Spiels gewartet hätten.
- Personen des gleichen Haushaltes dürfen sich nur noch mit einer weiteren Person jeglichen Alters des gleichen Haushaltes treffen: Das führt insbesondere bei verheirateten Ehepaaren mit Kindern zu enormen Problemen. Die Hotels sind weiterhin geschlossen, so daß sich niemand ausquartieren kann. Die Schulen und Kindergärten sind ebenfalls noch nicht geöffnet, so daß die Kinder tagsüber zu Hause sind. Spätestens, wenn die Elternteile von der Arbeit nach Hause kommen, verstoßen sie damit gegen geltendes Recht. Wohl dem, der in einem Krankenhaus oder in der Altenpflege arbeitet, denn die kommen eh nie nach Hause. Für alle anderen Personenkreise hat die Politik einen Ratschlag vorbereitet: Zur Altersvorsorge einfach ein (zweites) Haus oder eine (zweite) Wohnung kaufen. Damit geht die Hoffnung einher, daß der Immobilienmarkt sich stabilisiert und auch die Einrichtungshäuser dürften gerettet sein.
- Die Karnevalshochburgen Köln, Mainz und Düsseldorf werden zu Virusmutationsvariantenverbreitungsspreadergebiet erklärt: Welche Auswirkungen das haben könnte, ist niemandem klar und wird auch nirgendwo kommuniziert. Sprachforscher vermuten dahinter eine Strategie der Bundesregierung, den Spitzenplatz beim “Unwort des Jahres” zurückerobern zu wollen.
- Die Grenzen zu den Nachbarländern werden geschlossen und Grenzkontrollen eingerichtet: Jeder Einreisende muß diverse Unterlagen vorweisen. Dazu gehört u. a. ein Corona-Test mit negativem Ergebnis in deutscher Sprache, der nicht älter als drei Stunden sein darf. Aufgrund der strengen Kontrollen an den Grenzübergängen durch die Bundespolizei staut sich der Einreiseverkehr auf mehreren hundert Kilometern zurück und es ist mit Wartezeiten von mindestens zwölf Stunden zu rechnen. Bislang wurden alle Einreisewilligen zurückgeschickt. Bundesinnenminister Seehofer zieht eine positive Bilanz: “Das zeigt, daß wir die richtigen Maßnahmen ergriffen haben. Das muß man sich mal vorstellen: Da wollen Menschen einreisen, die unsere Vorgaben nicht erfüllen, die da ganz glasklar formuliert wurden. Der negative Corona-Test darf nicht älter als drei Stunden sein!” Bei einer Nachfrage bezüglich der Korrelation zwischen maximal drei Stunden altem Test und Wartezeiten von ca. zwölf Stunden schaltet sich der ehemalige Ministerpräsident ein: “Es ist im Endeffekt das gleiche Prinzip wie beim Transrapid. Übertragen bedeutet das doch, daß wenn Sie … negativ getestet … äh … einen Corona-Test machen, Sie im Grunde genommen schon an der Grenze, also nach dem Test, positiv negativ sein müssen. Wäre Ihr Testergebnis positiv, wäre die Einreise negativ und umgekehrt reziprok. Für Sie ist das negative Ergebnis … selbstverständlich natürlich positiv, führt jedoch … wenn Sie nicht einreisen dürfen, ist das negativ. Wir müssen es also schaffen, daß Sie mit negativem und positivem Ergebnis zweimal persönlich positiv sind.”
Eine Woche später steht der Verkehrsminister vor einem Problem: Das Ende des Rückstaus der Einreisewilligen erreicht in kleineren Nachbarländern wieder die deutsche Grenze, so daß Einreisewillige stellenweise von der kontrollierenden Bundespolizei sogar dazu aufgefordert werden, nach Deutschland einzureisen, um sich an das Ende der Warteschlange zu stellen. Problematisch wird es nur in ganz kleinen Ländern, wenn die Verkehrsführung es nicht ermöglicht, daß die Warteschlange sich wieder in Richtung Deutschland schlängelt.
Anhand des Beispiels Luxemburg kann man das sehr gut erklären:
Autofahrer, die bei Trier nach Deutschland einreisen und dafür die A64 nutzen wollen, stehen auf der luxemburgischen A1 im Stau. Diese Autobahn führt an der Hauptstadt vorbei und mündet in die A3 bzw. A4, die beide nach Frankreich führen. Familie M. aus Recklinghausen, die der Empfehlung auf tagestouristische Ausflüge zu verzichten, nicht gefolgt ist, möchte aus Luxemburg wieder nach Deutschland einreisen. Das Ende der Warteschlange dafür befindet sich jedoch auf der Autobahn südlich von Esch-sur-Elzette, das wiederum an der französischen Grenze liegt. Familie M. muß also zunächst einmal nach Frankreich einreisen, um sich ans Ende der Warteschlange stellen zu können. Der Vater schildert die derzeitige Situation: “Frankreich erlaubt für Deutsche keine Einreise aus Luxemburg, sondern nur aus Belgien. Wir müssen also jetzt zunächst einmal nach Belgien fahren, um nach Frankreich einreisen zu können. Dort reihen wir uns ein, damit wir dann nach Luxemburg einreisen können, von wo aus wir dann wieder nach Deutschland kommen.” Warum die Familie überhaupt so einen weiten Weg gefahren ist, obwohl es doch nicht angezeigt sei, weiß das Familienoberhaupt auch zu erläutern: “Meine Frau wollte unbedingt zum Friseur und die sind ja in Luxemburg geöffnet. Meine Tochter Chantal wollte zum Nagelstudio, die in Deutschland auch geschlossen sind. Und ich habe die Zeit genutzt und mich auf die Sonnenbank gelegt. Hier geht das ja alles. Und durch die kleinen Problemchen bei der Rückreise lassen wir uns den Spaß am Leben doch nicht nehmen!”
vielen Pennälern droht eine Ehrenrunde
Mittlerweile mehren sich die Gerüchte, daß viele Schüler am Schuljahresende die Versetzung nicht schaffen könnten. Trotzdem sei es keine Option, das Schuljahr auszusetzen und einfach komplett zu wiederholen. Die Eigenverantwortung der Schüler wird als Ursache dafür gesehen, denn im Home Schooling sei es ja durchaus möglich gewesen, sich des Lehrstoffs anzunehmen. “Wer stattdessen ‘Call of Duty’ spielt oder ‘Game of Thrones’ guckt, ist dann halt am Ende selber schuld!” gibt der Innenminister zu Protokoll.
Auf den Vorhalt, daß man es seit einem Jahr nicht geschafft habe, ein funktionierendes System zu präsentieren, wie die Schüler wieder in die Schule gehen könnten, wird auf die Zuständigkeit der Länder in dieser Sache verwiesen. Auf Bundesebene hätten die Länder jederzeit die volle Unterstützung erhalten. Aus Brüssel meldet sich die EU und bietet ihre Hilfe an: “Wir können unseren schwarzen Peter gerne zur Verfügung stellen.”
umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen
Bevor man sich mit eventuellen Lockerungen in der Corona-Pandemie beschäftigen kann (“Vor einem Inzidenzwert von unter 10 brauchen wir darüber erst gar nicht diskutieren!”), sind jedoch wesentlich dringendere Probleme zu lösen:
- bevorrechtigte Impfungen für Spitzensportler im Fußballbereich: Weil die Profifußballer jetzt bereits über eine Jahr ohne Fans spielen müssen, werden sie auf die Prioritätenliste 1 für die Impfungen gegen Covid-19 gesetzt. Damit unterstreicht der Bundestag die enorme Wichtigkeit des Sports. Zwei Tage nach dem Beschluß sind sämtliche Spieler und Funktionsträger der ersten drei Fußball-Ligen geimpft. Aus dem Gesundheitsministerium ergeht folgendes Statement: “Daß wir dabei natürlich Abstriche bei der Normalbevölkerung machen mußten, ist ganz klar. Es steht nur eine begrenzte Anzahl von Impfdosen zur Verfügung, die wir jetzt allerdings so umgeschichtet haben, daß sie dort verwendet werden, wo sie wirklich gebraucht werden.” Gleichzeitig wird das Pflegepersonal in Altenheimen und Krankenhäusern in der Prioritätenliste in die Stufe 2 eingruppiert. Dazu wieder das Gesundheitsministerium: “Dadurch haben wir etliche Impfdosen gewonnen, wenn man das so sagen möchte, denn es gibt ja wesentlich mehr Pflegepersonal als Berufssportler. Und wenn jetzt erst einmal die Berufssportler geimpft werden, kann man sich in der Zeit Gedanken darüber machen, wie wir mit dem Rest der Bevölkerung umgehen. Außerdem schaffen die Gruppen, die jetzt in der Klassifizierung eine Stufe nach unten gerutscht sind, ihren Job ja schon ein Jahr ohne Impfung. Zudem darf man auch nicht vergessen, daß die Berufssportler durch Europa reisen, während die Pflegekräfte ihre Arbeit ohne Reisen verrichten können. Da ist das Ansteckungsrisiko sehr viel kleiner.” Sicherheitshalber werden übrigens alle Berufssportler nicht nur zweimal, sondern gleich dreimal geimpft. Ist ja genug Impfstoff da.
- Soforthilfen für die Autoindustrie: Die Öffnung der Autohäuser hat nicht den erhofften Effekt gehabt, denn die Deutschen haben weniger Autos gekauft als je zuvor. Dazu Finanzminister Scholz: “Wenn die Bevölkerung es schon nicht als nötig erachtet, einem darbenden Industriezweig unter die Arme zu greifen, sind wir als Staat in der Pflicht! Schließlich können die Autohersteller ja nichts für ihre mißliche Lage.” Die Soforthilfen umfassen mindestens jeweils 10 Milliarden Euro für die Automobilhersteller Ford, Daimler, Porsche und Trabant. Die Verhandlungen sind allerdings noch nicht in Gänze abgeschlossen, so daß noch mit einer Änderung der Zahlen zu rechnen ist.
- Diätenerhöhungen: Die Diäten der Abgeordneten werden rückwirkend zum 1. Juli 2020 um 40% erhöht. Die Politiker hätten im letzten Jahr auf vieles verzichten müssen und in einigen wenigen Fällen sei es sogar vorgekommen, daß für die Bezahlung der häuslichen Putzhilfe das Ersparte angebrochen werden mußte. Solch unhaltbaren Zuständen wolle man damit ab sofort entgegenwirken.
- Einführung eines Corona-Solis: Als unumgänglich erachteten die Politiker die Einführung eines Solidaritätszuschlages, ebenfalls natürlich rückwirkend zum 1. Juli des vergangenen Jahres. Schließlich sei der ehemalige Solidaritätszuschlag ja schon im Januar gestrichen worden. Die Beiträge der letzten elf Monate werden zusammen am 1. Juni 2021 eingezogen.
- Erhöhung der Mehrwertsteuer: Zur Finanzierung der sofortigen Soforthilfen für kleinere Unternehmen sieht es das Kabinett als unausweichlich an, die Mehrwertsteuer auf 22% zu erhöhen. Einwände, daß die Senkung um drei Prozent im zweiten Halbjahr 2020 damit ja ad absurdum geführt würde bzw. de facto dann gar nicht stattgefunden habe, wenn die Mehrwertsteuer jetzt um drei Prozent angehoben werde, wischt der Finanzminister mit einem klaren “So ein Blödsinn!” vom Tisch. Das sei ja keine endgültige Lösung.
Ist das realistisch? Ich hoffe nicht!
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