Meine Vorbereitungen auf diesen Trip…
Nach dem großartigen Erfolg unseres Tagestrips nach Paris im letzten Jahr, organisierten wir für 2017 eine Fotoreise nach London. Im Vorfeld sammelte ich alle möglichen Fotospots, die sich lohnen würden. Die organisierte ich halbwegs und stellte anhand von Google Maps mehrere Routen, die unabhängig voneinander in beliebiger Reihenfolge abgelaufen werden konnten. Es bot sich zwar an, die Spots in der Nähe der Liverpool Street Station zunächst in Angriff zu nehmen, aber bei Bedarf wäre auch jede andere Route denkbar. Diese Aufzeichnungen ergänzte ich mit Beispielfotos anderer Fotografen, Informationen zu Eintrittspreisen und Öffnungszeiten, einigen Hintergrundinformationen und brachte das Ganze zum Copyshop. wo ich das binden ließ. Es gab zwei Exemplare – eins für mich und eins für meine Begleiter. Mein Plan war es, dieses Handout mit nach London zu nehmen und vor Ort die jeweiligen Seiten der Hotspots zu entfernen, die wir besucht hatten. Am Abend vor der Abreise stellte ich einen “Ablaufkalender” in Excel zusammen und ließ mir so ausrechnen, wieviel Zeit wir brauchen würden. Als ich zwei Routen eingegeben und die jeweilig vermutete Verweildauer addiert hatte, kam ich auf eine Endzeit von 22.51 Uhr. Dumm nur, daß der Rückflug bereits um 20.00 Uhr zum Boarding freigegeben wurde und dreißig Minuten später starten sollte. Düstere Aussichten!
Eine Woche vor der Abreise waren auch die Wetteraussichten düster, denn es sollten 13 Grad bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 90% werden. Es deutete also alles darauf hin, eine Jacke mitnehmen zu müssen. Zwei Tage vorher war dann die Rede von 21 Grad und einer Regenwahrscheinlichkeit von 15%. Das durchkreuzte meine Planungen. Ich entschied mich für einen letzten Check kurz vor der Abreise. Dort war das Ergebnis unverändert, so daß ich eine kurze Hose anzog und meine Jacke an der Garderobe ließ.
Nachdem der Wecker um 04.45 Uhr klingelte, stand das für 05.30 Uhr bestellte Taxi bereits um 05.20 Uhr vor der Tür, so daß ich mich genötigt sah, mich nach unten zu begeben. Meine (Foto-)Tasche hatte ich schon einen Tag vorher gepackt. Nach dem Genuß einer Dose Red Bull saß ich kurze Zeit später im Taxi und holte die Kollegin und ihren Mann ab, die mich in die englische Hauptstadt begleiteten. Am Flughafen gab es zwei Croissants und eine Coke Zero vom Rewe, bevor es zur Sicherheitskontrolle ging. Das Boarding begann pünktlich und der Flieger hob ebenso pünktlich in Richtung Großbritannien ab. Während des Fluges gingen wir meine Excel-Liste durch und stellten fest, daß wir eigentlich nichts mehr kürzen konnten. Aber immerhin hatten wir so einen groben Anhaltspunkt für unseren Uhrenvergleich. Wir landeten knapp 50 Minuten später in Stansted. Die Grenzkontrolle gestaltete sich dann etwas schwierig. Es boten sich zwei mittels Sperrbänder abgetrennte Weg dar. Hier hätte man zwar der Ausschilderung folgen können, aber der freundliche Mitarbeiter quasselte in steifem Englisch auf die ankommenden Passagiere ein, so daß eigentlich jeder irgendeinen der beiden Wege nahm und letzten Endes dann in der falschen Schlange stand. Meine beiden Begleiter entschieden sich aufgrund ihrer älteren deutschen Ausweise für den rechten Weg, ich benutzte mit meinem neuen Ausweis den linken. Wir durchschritten die von vielen Flughäfen bekannten labyrinthartigen Wege, ehe wir an den Kontrollpunkten ankamen. Dort wurde mir mitgeteilt, daß ich mit meiner “id card” ganz nach links müßte, weshalb ich mich dorthin orientierte. Dort allerdings teilte man mir dann mit, daß ich mit der “id card” von vornherein die andere Reihe hätte nehmen müssen. Also konnte ich den ganzen Weg zurück zum Ausgangspunkt gehen und mich durch die anderen Wege begeben. Hier war deutlich mehr los, so daß die Warteschlange etwas länger war. Ließ sich aber nicht ändern. Als ich endlich am Kontrollposten angekommen war, wurde mein Ausweis kontrolliert und das war’s. Ich war in England!
Mit einem Shuttle ging es zum Flughafen-Terminal, von wo aus der Stansted Express in Richtung London abfährt. Wir ergatterten noch drei Sitzplätze an einem Tisch und hatten noch 47 Minuten Fahrt vor uns. Mit zunehmender Fahrtdauer wurde der Zug immer voller, denn die Pendler stiegen hinzu. Uns konnte es egal sein, denn wir saßen ja. An der Liverpool Street Station angekommen, mußten wir unsere Fahrkarten kurz nach dem Aussteigen noch einmal vorzeigen und waren endgültig in London angekommen. Der erste Weg führte uns ins Bankenviertel. Dort standen der Swiss Re Tower und Lloyd’s auf dem Programm.
Anschließend ging es zum Leadenhall Market, wo u. a. für “Harry Potter” gedreht wurde. Die Geschäfte waren noch nicht geöffnet, so daß die hier überdachten Straßen noch nahezu menschenleer waren. Ich hatte mir das gesamte Areal ein wenig größer vorgestellt, aber trotz dieser “Enttäuschung” war es doch sehr beeindruckend.
Wir gingen weiter Richtung Süden und bogen dann ab, um entlang des Tower über die Tower Bridge zu gehen. Auf der Brücke wurde es dann etwas voller und der Berufsverkehr hatte mittlerweile auch voll eingesetzt. Wir fotografierten den Ausblick über die Themse in Richtung City Hall, wohin es uns im Anschluß verschlug.
Als wir am südlichen Themse-Ufer angekommen waren, roch es nach gebrannten Mandeln und der erste Bobby querte unseren Weg. Je näher wir zur City Hall kamen, umso voller wurde es. Wir fragten uns, was hier wohl passiert sein könnte und einigten uns auf einen Feueralarm oder ähnliches, denn es liefen alle Menschen in Business-Kleidung umher, hatten maximal ein kleines Täschchen dabei und alle paar Meter waren Personen in Warnwesten zu sehen. Zudem hörten wir aus der Ferne eine leises Geheule.
Nach einem kleinen Abstecher in “Hay’s Galleria” mit einem Kaffee vom Starbucks ließen wir “The Shard” links liegen und gingen in die Bedale Street, um uns das Haus von Bridget Jones aus dem gleichnamigen Film anzuschauen.
Über einen angrenzenden Markt, auf dem es herrlich roch, bahnten wir uns unseren Weg zur beschaulichen Southwark Cathedral. Um hier fotografieren zu dürfen, mußte man ein Pfund bezahlen. Das war es uns aber wert.
Von der Cathedral ging es mit der Subway zum Piccadilly Circus. Wir checkten am Fahrkartenautomaten alle uns gebotenen Möglichkeiten und entschieden uns für ein Tagesticket für 12,30 Pfund, nachdem wir sahen, daß eine Einzelfahrt sage und schreibe 4,90 Pfund kosten sollte.
Am Piccadilly Circus angekommen, stellte ich erneut fest, wie klein der Platz doch ist. Dafür war er von Touristen bevölkert und mit etlichen Straßenartisten bestückt, von denen einer ganz passabel singen und Keyboard spielen konnte.
Ich ging vom Piccadilly Circus in Richtung Nordwesten, weil ich zur Savile Row wollte, wo sehr viele Schneider ansässig sind. Hier befindet sich u. a. auch das Ladenlokal von “Huntsman & Sons”, das aufmerksamen Beobachtern aus dem Film “Kingsman: The Secret Service” bekannt vorkommen sollte, denn hier wurden einige Szenen für den Film mit Colin Firth gedreht.
Mein Rückweg führte mich wieder zum Piccadilly Circus, von wo aus wir Richtung Chinatown aufbrachen. Die Gebäude rauschten so an uns vorbei, weil uns ganz einfach keine Zeit blieb, die Szenerie genauer zu betrachten und auf uns wirken zu lassen, aber das war uns ja bereits im Vorfeld klar. Im chinesischen Viertel fiel uns außer den fernöstlichen Schriftzeichen nur ein Obdachloser auf, der eine Pylone dazu nutzte, seine Stimme zu verstärken und auf der Straße sitzend immer abwechseln “The Flintstones” und “When the saints go marchin’ in” intonierte. Verständlicherweise bekam er von niemandem auch nur einen Cent zugeworfen. Zu penetrant war sein Gejaule.
Als nächstes stand der Trafalgar Square auf dem Programm, den wir nach wenigen Minuten erreichten. Auch hier war die Platzfläche vor der National Gallery brechend voll, so daß wir nach einem kurzen Aufenthalt für einige Fotos gleich weiter in Richtung Süden gingen.
Wir machten einen kleinen Schlenker nach rechts zur Horse Guards Parade, wo Julius Brink und Jonas Reckermann bei den Olympischen Spielen 2012 Olympiasieger im Beachvolleyball wurden und alljährlich die Paraden zum Geburtstag der Queen stattfinden. 10 Downing Street nahmen wir im Vorbeigehen auch noch mit, weil wir an der abgeriegelten Sackgasse vorbeikamen. Das Haus selber kann man von der Straße nicht mehr sehen. Vor uns befand sich jetzt bereits der Palace of Westminster, den wir aber zunächst einmal nicht weiter beachteten, denn wir wollten uns erst einmal Westminster Abbey anschauen und danach zum Buckingham Palace gehen. Auch dort war die Platzfläche rappelvoll. Zudem schien irgendeine Veranstaltung stattzufinden, denn uns kamen immer mehr Leute in Frack und Abendkleid entgegen, je näher wir dem Palast kamen.
Auf dem Rückweg vom Buckingham Palace in Richtung Themse stellten wir fest, daß irgendetwas in der Luft lag, denn auf einmal brannten uns die Augen und der Hals und anderen Menschen ging es ebenso. Es flogen wohl kleinere Partikel durch die Luft, denn wir bekamen etwas in die Augen, die sofort anfingen zu tränen. Und während wir darüber nachdachten, um was es sich wohl handeln könnte, bewegten wir uns weiter fort, denn als nächstes standen der Big Ben und die Westminster Bridge auf dem Programm. Und irgendwann hörte auch das Brennen auf, aber dafür wurden die Straßen wieder voller. Rund um den Big Ben konnte man sich nur schwerlich fortbewegen. Glücklicherweise wurde es dann auf der Brücke erträglicher. Vorher schauten wir uns noch den Eingang an, den der Attentäter vom 22.03.2017 passiert und wo er einen Polizisten umgebracht hatte. Hier war verständlicherweise augenscheinlich die Zahl der Sicherheitskräfte erhöht worden. Auf der Westminster Bridge und davor erinnerten wenige Blumensträuße an den betroffenen Stellen an den Anschlag.
Auf der anderen Seite angekommen kämpften wir uns durch die Menschenmassen am London Eye. Wir suchten die Toiletten eines amerikanischen Fast-Food-Restaurants auf, die unfaßbar voll waren, so daß es einige Zeit brauchte, um wieder Tageslicht zu sehen. Unmittelbar vor dem London Eye, wo sich eine schier endlos lange Warteschlange gebildet hatte, kehrten wir zum stilechten Verzehr von Fish’n’Chips ein. Eine Portion kostete uns unglaubliche 10,90 Pfund.
Anschließend gingen wir zum Graffiti Tunnel unter der Waterloo Station, bevor wir von dort aus mit der Subway zum Somerset House fuhren. Vorher marschierten wir allerdings minutenlang durch die verwinkelten Gänge der Underground, ehe wir am richtigen Gleis ankamen. Im nachhinein wären wir wohl zu Fuß schneller am Somerset House gewesen.
Das Somerset House diente auch schon oft als Location für Filme (u. a. für “Goldeneye”, “Der Morgen stirbt nie”, “London has fallen”). Dummerweise war im Innenhof bereits alles für eine zwei Tage später stattfindende Veranstaltung aufgebaut, so daß wir einen ungehinderten Blick auf das gesamte Areal werfen konnten. Das ließ sich aber nun mal nicht ändern. Nachdem wir alles gesehen hatten, gingen wir zurück zur Haltestelle und fuhren mit der Bahn wieder zur Liverpool Street Station, unserem Ausgangspunkt, zurück. Von dort ging es mit dem Stansted Express wieder zum Flughafen, wo wir uns vor dem Abflug noch ein englisches Bier schmecken ließen.
Als wir im Flieger saßen, fing es an zu regnen, was den Tag in London mit einem guten Gefühl unsererseits enden ließ.
Fazit
London ist eine interessante Stadt und mit Sicherheit noch einen (oder mehrere) weitere(n) Besuch(e) wert, wobei es stellenweise schon sehr, sehr voll war. Und man sollte schon mit ausreichend Finanzen ausgestattet sein, denn die Stadt ist dermaßen teuer…!
Von den ca. 350 gemachten Fotos, die ich direkt am nächsten Tag gesichtet und bearbeitet habe, was insgesamt sechs Stunden dauerte, konnte ich ruhigen Gewissens lediglich zwei als gut einstufen, die aber höchstwahrscheinlich nicht den Weg auf meinen Kalender für das Jahr 2018 finden werden, so daß ich diesbezüglich doch deutlich unzufrieden war.
Zudem schmerzte am nächsten Tag einfach alles: Rücken, Knie, Füße. Und am Abend der Rückkehr fiel es mir schwer trotz der Müdigkeit, in den Schlaf zu finden, weil ich ganz einfach nicht wußte, wie ich mich betten sollte. Einen leichten Sonnenbrand brachten wir zu allem Überfluß auch noch mit.
Karte
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Tolle Bilder und ein ganz toller Bericht. London steht bei uns ganz oben und in diesem Jahr geht es das erste Mal dorthin. Ich freue mich schon sehr darauf und bin gespannt, was uns da alles erwartet.
Vielen Dank für das Lob! London ist eine interessante Stadt, die man aber mögen muß. Das Wetter spielt oftmals nicht so mit (Gott sei Dank hatten wir im Mai Richtig Glück!). Dann wünsche ich Euch viel Spaß bei Eurem ersten Trip!!!