Weltpremiere “Rudi Assauer. Macher. Mensch. Legende”

Kritiker sind gute Freunde, die uns auf Fehler hinweisen.~Benjamin Franklin

Am 04.05.2018, dem 114. Geburtstag des Fußballvereins FC Schalke 04, fand in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen die Weltpremiere der Dokumentation “Rudi Assauer. Macher. Mensch. Legende” statt. Konzipiert war das Ganze als Weltrekordversuch, denn man wollte die meisten Menschen bei einer Filmpremiere locken. Der bisherige Weltrekord wurde auf den Philippinen aufgestellt, als im Jahre 2015 43.624 Zuschauer einer solchen Premiere beiwohnten. Das Ziel wurde erstaunlicherweise deutlich verfehlt. Damit hätte ich persönlich niemals gerechnet, weil ja normalerweise bei Schalke schon 30.000 Zuschauer kommen, wenn man nur das Flutlicht einschaltet.

Aufgrund des großen Andrangs an den Einlaßtoren wurde die Veranstaltung, die auf 20.04 Uhr terminiert war, um eine knappe halbe Stunde verschoben. Trotzdem fanden lediglich 21.590 Zuschauer den Weg in Deutschlands größte Turnhalle. Somit handelte es sich immerhin um die größte Filmpremiere Deutschlands. Bei der bekamen die Zuschauer zunächst drei kurze Interviews zu hören. Gäste waren hier Olaf Thon und Andreas Müller, zwei Eurofighter aus dem Jahr 1997 und dann abschließend Huub Stevens, der Schalker Jahrhunderttrainer. Dabei bekam man einen kleinen Vorgeschmack auf das, was da folgen sollte. Stevens plauderte schon zwei kleine Anekdoten aus, bei denen man doch schmunzeln mußte, bevor er dann jedoch sehr ernst zum Ausdruck brachte, warum er am heutigen Abend in der Arena zu Gast sein wollte bzw. gar mußte. Er sagte, daß Assauer das ganz einfach verdient hatte, bei dem, was er für diesen Verein geleistet hatte. So wechselten sich bereits beim “Warm-Up” heitere und ernste Momente ab. Huub Stevens bekam übrigens standing ovations und die obligatorischen Sprechchöre setzten ein, als er aus dem Spielertunnel kam. Als kurz vor dem Film dann mitgeteilt wurde, daß Rudi Assauer ebenfalls in der Arena sei, waren die Zuschauer vollends elektrisiert. Auch hier gab es donnernden Applaus. Dann wurden noch die Schalke-Hymne und das Steiger-Lied gesungen, bevor dann schließlich der Film begann.

Was darf man von einer Dokumentation erwarten, die den Lebensweg von Rudi Assauer aus Schalker Sicht nachzeichnet? Genau das. Alles andere wird nur am Rand beleuchtet, wenngleich der ehemalige Präsident des VfB Oldenburg, bei dem Assauer ebenfalls als Manager fungierte, zu mehreren Statements eingeblendet wird und dabei vehement Partei für Assauer ergreift, insbesondere zu seiner Entlassung im Jahr 2006. Die Geschichten, die die Weggefährten Assauers erzählen, werden garniert mit Animationen und historischen Aufnahmen, so daß man auch Rudi Assauer selbst hören und sehen kann. Alle Gesprächspartner saßen in dem gleichen Sessel, während sie über Begegnungen mit Assauer sprachen. Und dieser Sessel soll dabei – so teilte man zumindest vor Filmbeginn mit – im Wohnzimmer von Assauer gestanden haben. Als Weggefährten kamen u. a. die bereits erwähnten Huub Stevens, Olaf Thon und Andreas Müller zu Wort und darüber hinaus noch Ebbe Sand, Reiner Calmund, Marcelo Bordon, die Tochter von Rudi Assauer, die Zwillingsschwester von Rudi Assauer, seine langjährige Sekretärin, Klaus “Tanne” Fichtel und Gerald Asamoah, um nur einige zu nennen. Und alle sprachen nur positiv von Assauer, selbst wenn sie anfangs manchmal ihre Schwierigkeiten mit ihm hatten. Der Filmemacher zeichnet ein Bild von Assauer, wie man sich einen sympathischen Menschen vorstellt: immer geradeheraus, ehrlich, zuverlässig, loyal, ehrgeizig, vielleicht sogar ein Stück weit besessen und eben total fußballverrückt. Trotzdem er nie für den Verein FC Schalke 04 spielte, fließt wohl blaues Blut durch seine Adern. Für den Verein hätte Assauer alles getan, das wird mehr als deutlich.

Leider hat Rudi Assauer eine heimtückische Krankheit aufgesucht, die sich leider nach jetzigem Stand der Wissenschaft nicht heilen läßt. Dadurch hat der Fußball und gerade der FC Schalke 04 jemanden verloren, der sich ihm voll und ganz verschrieben hatte. Und auch wenn man selber während der aktiven Zeit von Rudi Assauer als Vereinsfunktionär manches Mal schlecht von ihm gesprochen oder gedacht hat, so dürfte sich dieses Bild nach diesem Film gewandelt haben. Ich persönlich fand Assauer schon zu aktiven Funktionärszeiten nicht unsympathisch, aber dieser Film justiert das sogar noch ein paar Grad mehr ins Positive. Gegen Ende des Films werden Bilder vom Abschiedsspiel von Huub Stevens gezeigt, als Assauer mit seiner Tochter im Kabinengang steht und teilweise ein wenig verloren in seiner eigenen Vision wirkt, denn die Arena, in der Schalke 04 heute seine Heimspiele austrägt, hat der Verein Rudi Assauer zu verdanken. Lediglich bei Ebbe Sand erkennt man, daß Assauer wohl weiß, um wen es sich handelt. Leider ist in den Medien zu lesen, daß sich der Zustand von Assauer mittlerweile ein Stück weit verschlechtert hat.

Nach Filmende erhoben sich sämtliche Zuschauer und es gab erneut standing ovations und Fangesänge und zwar diesmal für eben jenen Rudi Assauer, der zwar in der Arena war, aber nicht gezeigt wurde, um ihn nicht vorzuführen. Alles in allem hätte dieser Abend auf jeden Fall einen Weltrekord verdient gehabt – zumindest für Rudi Assauer hätte es mich persönlich gefreut.

Der Gesamterlös der Veranstaltung geht übrigens an die Rudi-Assauer-Initiative.

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Trailer

(Alle Fotos wurden mit einem iPhone 8 aufgenommen.)

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