vom Wood Lake nach Revelstoke

Wenn du wartest, werden die Leute deine Kamera vergessen und die Seele wird sichtbar.~Steve McCurry

Wir hatten uns am Morgen vorgenommen, den Wood Lake trotz free wifi wieder zu verlassen und uns in Richtung Nakusp aufzumachen. Uns fiel nämlich auf, dass wir zwar schon ein Stück zurückgelegt hatten, aber eben auch noch eine ganze Menge bis zu den Rocky Mountains fehlte. Also wollten wir Meter machen.

Der erste Halt folgte aber schon nach 23,6 km, als wir am Viewing Point Coldstream Valley anhielten, wo es einen fabelhaften Ausblick über eben jenes Tal gab. Wir machten einige Fotos, erfreuten uns am Ausblick und fuhren schließlich weiter. Der Weg führte uns über Vernon, Lumby und Cherryville bis Needles, wo wir die kostenlose Fähre über den Arrow Lake benutzen mußten, weil die Straße ganz einfach am See endete. Die Überfahrt dauerte lediglich fünf Minuten und schon waren wir wieder “on the road” – aber nur für kurze Zeit, denn ein paar Kilometer von der Fähre entfernt bot sich linksseitig ein schöner Ausblick, so dass wir einfach am Straßenrand anhielten. Ich überquerte die Straße und fotografierte den See vor den dahinter liegenden Bergen, während meine Frau auf der anderen Seite irgendwelchem Getier zuguckte, das sich an einem Bachlauf tummelte. Bei genauerer Betrachtung waren im Bach Wildlachse zu sehen und Adler flogen durch die Luft. Nach diesem ausgiebigen Fotostop kletterten wir wieder ins Auto.

Nun ging es 57 km entlang des Arrow Lake bis nach Nakusp. Das verschlafene Nest direkt am See hatte einen gewissen Charme: eine Hauptstraße mit vielen eingeschossigen Häuschen und im weiteren Verlauf sogar einen Strand. Als wir den passiert hatten, entdeckten wir den städtischen Campingplatz, aber da wir zu den Hot Springs wollten, die sich ein paar Kilometer entfernt in nördlicher Richtung befinden, verließen wir Nakusp wieder und fuhren den ausgeschilderten Weg entlang. Die Frau an der Tankstelle, an der wir für 124 Dollar volltankten, war auch der Meinung, dass der Campingplatz in Hot Springs schöner sei. 12 km ging es serpentinengleich am Waldesrand entlang. Als wir am Camping Ground ankamen, fanden wir das Büro nicht, kurvten einmal über den mitten in der Wildnis gelegenen Campingplatz und fragten dann doch. Uns wurde mitgeteilt, dass man zum Büro lediglich 200 m weiter die Straße entlangfahren müßte, was wir dann taten. Und dort entdeckten wir ein rundes Gebäude, in dem sich ein Swimming Pool befand – die Hot Springs. Man konnte sehen, dass das relativ kleine Schwimmbecken doch relativ voll war. Daher entschieden wir, dass wir die 12 km wieder zurück zur Hauptstraße fahren und in Nakusp übernachten wollten. Die Akkus des Garmin und der Kamera meiner Frau waren mittlerweile schon mehr als auf Reserve und wir brauchten dringend Strom.

Wir suchten in Nakusp zunächst das Visitor Centre auf und nahmen eine kleine Übersichtskarte mit, um dann zum Campingplatz zu fahren. Dort teilte uns die freundliche Dame allerdings mit, dass sämtliche Stellplätze, die über einen Stromanschluss verfügten, bereits belegt seien. Sie gab uns aber zwei weitere Campingplätze zur Auswahl, die in 15 Minuten Entfernung zu finden waren. Und während wir Nakusp in Richtung Norden verließen, fiel die nächste Entscheidung: Keine Übernachtung in oder bei Nakusp, sondern weiter auf dem Highway 23.

49 km waren es bis Galena Bay, wo wiederum eine Fähre zu benutzen war, weil die Straße auf der Ostseite des Upper Arrow Lake hier endet. Dieses Mal dauerte die Überfahrt ca. 20 Minuten, bot dafür aber fjordähnliche Bilder. Auf der Fähre befand sich ein Schaukasten mit Werbebroschüren verschiedener Geschäfte. Ich entnahm die Werbung eines Campingplatzes in Revelstoke – nur für den Notfall. Wir fuhren nun westlich des Upper Arrow Lake immer noch auf dem Highway 23. Es waren noch 49 km bis Revelstoke. Wir wollten den ersten Campingplatz ansteuern, den wir fanden. Und das war ca. auf halber Strecke der “Blanket Creek Provincial Park”. Wir fuhren die zwei Kilometer von der Hauptstraße bis zum Campingplatz. Links und rechts des Weges standen Bäume und wir fuhren immer tiefer in den Wald hinein. Im Autoradio lief passenderweise “Totale Finsternis” aus dem Musical “Tanz der Vampire”. Einen besseren Soundtrack konnte es nicht geben!

Leider hatte der Campingplatz keinerlei Stromversorgung, womit wir aber schon gerechnet hatten. Und so fuhren wir von dem mitten im Wald gelegenen Platz wieder zurück zur Hauptstraße. Die letzten zwanzig Kilometer bis Revelstoke sollten auch noch zu schaffen sein…

Als sich Revelstoke ankündigte und die ersten Häuschen den Wegesrand säumten, sah ich auf einmal rechts der Straße das Hinweisschild zu dem Campingplatz, dessen Werbung ich auf der Fähre mitgenommen hatte. Und so landeten wir auf dem Lamplighter Campground in Revelstoke, hatten wieder free wifi, Strom- und Wasserversorgung und zahlten dafür $36.75. Insgesamt waren wir am heutigen Tag 357,6 km unterwegs.

Und heute war eigentlich der erste Tag, an dem man die unendliche Weite Kanadas spüren konnte. Uns kam streckenweise über eine halbe Stunde kein einziges Auto entgegen. Und die meiste Zeit fuhren wir entlang irgendeines Gewässers, an dessen Ufern sich majestätisch die bewaldeten Berge erhoben.

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