FK Austria Wien – SKN St. Pölten 1:2

Was ich an Fotos mag, ist, daß sie einen Moment festhalten, der für immer weg ist und den man unmöglich reproduzieren kann.~Karl Lagerfeld

Am 08.04.2017 spielte der Tabellenvierte FK Austria Wien im Ernst-Happel-Stadion gegen den abstiegsbedrohten SKN St. Pölten. Hier von einem “Derby” zu sprechen, wäre ein wenig übertrieben, trennen beide Städte doch immerhin ca. 90 Kilometer. Könnte man es “Spitzenspiel” nennen, wo doch beide Mannschaften in den Top 10 der österreichischen Liga zu finden sind? Auch das nicht, weil die Bundesliga lediglich aus zehn Mannschaften besteht. Insgesamt 5426 Zuschauer verloren sich im riesengroßen Stadion, in dem u. a. das Endspiel der Europameisterschaft 2008 (Spanien – Deutschland) stattfand und das ein oder andere Endspiel des Europapokals der Landesmeister. Ein komisches Szenario, daß ca. 85 Prozent des Stadions leer waren. So war die Westkurve komplett geschlossen und auf der Haupttribüne war lediglich der Unterrang spärlich besetzt. Die Fans der Wiener Austria verloren sich in der Nordkurve, machten aber fast durchgängig Stimmung – zumindest versuchten sie es. Übrigens mußte erst einmal ein Tornetz geflickt werden, so daß das Spiel vier Minuten später anfing.

Das Spiel begann erwartungsgemäß und Austria Wien übernahm sofort das Spielgeschehen. Sturmspitze Larry Kayode erzielte in der 21. Minute den (glücklichen, weil abgefälschten) Führungstreffer. Das gesamte Spiel der Heimmannschaft war in der Folgezeit viel zu durchsichtig: Es ging meistens über Venuto auf der linken Außenbahn, von wo aus der Ball dann in die Mitte geflankt wurde. Die andere Variante: Lange Ball auf den Torschützen Kayode. Darauf konnten sich die Gäste mit zunehmender Spieldauer immer besser einstellen. Eine Viertelstunde nach dem Führungstreffer fiel der Ausgleich durch ein Eigentor. Nach einem hohen Ball wurde dieser irgendwie im Strafraum durch einen Abwehrspieler der Austria unhaltbar ins Tor abgelenkt. So ging man mit einem Unentschieden in die Halbzeitpause.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild, denn St. Pölten wurde stärker und Austria gab das Spiel aus der Hand. Deren deutscher Trainer Thorsten Fink verfolgte das Geschehen mit stoischer Ruhe von der Trainerbank aus. Dabei hätte er die Anweisungen aufgrund des leeren Stadions nicht einmal brüllen müssen. Es kam, was kommen mußte: SKN St. Pölten ging in Führung, nachdem ein Stürmer im Strafraum zu Fall gebracht wurde und Doumbouya den fälligen Strafstoß verwandelte. In der Folgezeit schaukelte St. Pölten den Sieg nach Hause, ohne noch wirklich in Gefahr zu geraten.

Ich persönlich habe mich die ganze Zeit über gefragt, was man als Trainer (oder auch Spieler) in der österreichischen Liga will. Man möchte doch nicht jede Woche vor so wenigen Zuschauern spielen! Das Niveau war allerhöchstens drittklassig. So wundert es mich nicht, daß die Vereine aus der Alpenrepublik stets sehr früh die Segel in der Champions League streichen müssen. Und eine Frage an Thorsten Fink hätte ich noch: Ist das wirklich Ihr Anspruch, als Fußballtrainer so etwas zu erleben? Macht man dafür die Lizenz? Gut, Austria wird mit Sicherheit auch nicht mit Kartoffeln zahlen, aber ob ich mir das jede Woche antun wollte…

Ich hätte jedoch gewarnt sein müssen, denn ca. 90 Minuten vor dem Anpfiff war rund um das Stadion fast gar nichts los. Ich war – glaube ich – der einzige, der sich ein Ticket kaufte. Und wirkliche Fans waren nicht auszumachen. Hier und da standen zwar kleine Grüppchen herum und tranken Dosenbier, aber es waren keine Horden zu verzeichnen.

Dafür war die Sicherheitskontrolle umso intensiver. Ich sah mich einer Truppe von ca. zehn Kontrolleuren gegenüber. Ob derjenige, der mich durchsuchte, seinen Job gerade erst lernte, erschloß sich mir nicht. Der junge Mann war jedenfalls sehr gründlich und rabia, auch im Umgangston – gerade so, daß es nicht ins Unfreundliche abdriftete. Ich mußte sogar meine Kaugummipackung öffnen. Daß ich nicht noch meine Schuhe ausziehen mußte, war alles. Okay, in Zeiten des Terrors ist das auch vollkommen korrekt, aber ob die Durchsuchung auch so gründlich gelaufen wäre, wenn das Stadion ausverkauft gewesen wäre?

Die Abreise nach Spielschluß gestaltete sich vollkommen unproblematisch. Die Straßenbahnhaltestelle befindet sich unmittelbar in Stadionnähe und ich konnte direkt den bereitstehenden Zug nehmen.

weitere Informationen:

(Alle gezeigten Bilder wurden mit meiner Pocketkamera, einer Panasonic Lumix TZ61, aufgenommen.)

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