Zum Auftakt der Rückrunde traf der zu Hause noch ungeschlagene Tabellenvierte aus Leverkusen auf den amtierenden Meister FC Bayern München, der an der Tabellenspitze einsam seine Kreise zieht. Die Frage vor dem Spiel war, wie die Hausherren ihre seit September anhaltende Form durch die sehr kurze Winterpause retten konnten, denn in dieser Zeit verloren sie kein einziges Spiel. Demgegenüber standen die Gäste aus der Hauptstadt des Freistaates, die größere Ziele als die Verteidigung ihres Meistertitels haben. Mit Sicherheit blickte das ein oder andere Auge heute nach Leverkusen zur selbst ernannten “Werkself” und hoffte darauf, daß die Bayern eventuell stolpern würden, um die Saison ein klein wenig spannender zu machen. Doch dem war nicht so. Ein zu Beginn recht offenes Spiel wurde mit zunehmender Spieldauer immer mehr von den Gästen geprägt, ohne daß jedoch eine der beiden Mannschaften zählbaren Erfolg daraus hätte ziehen können. Es dauerte bis zur 32. Minute, ehe Javi Martinez den Ball ins Netz beförderte und so das Spielanteilpendel in Richtung der Bayern ausschlagen ließ, denn jetzt schien alles auf einen Sieg der Gäste hinzudeuten.
Nach dem Pausentee sorgte der grand seigneur der linken Außenbahn für die vermeintliche Vorentscheidung, als er den Ball mit seinem schwachen Fuß nach einem kurzen Dribbling ins Tor beförderte. Ganz nebenbei bemerkt war Franck Ribéry bis zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich aufgefallen. Gleiches galt für Thomas Müller, der heute als einzige Sturmspitze aufgestellt wurde, also genau das tat, was er eigentlich nicht mehr tun sollte, weshalb für sage und schreibe 13 Millionen Euro Sandro Wagner aus Hoffenheim geholt wurde. Jetzt schien alles seinen gewohnten Gang zu nehmen, doch irgendwie geriet Sand ins Getriebe der Bayern, denn Leverkusen hatte wie aus heiterem Himmel Oberwasser. Die Gäste spielten nur mehr lange Bälle nach vorne (meistens durch Boateng), die fast nie einen Abnehmer fanden und postwendend zurückkamen, oder spielten den Ball in der Vorwärtsbewegung gleich in die Füße eines Leverkuseners. Hierbei fiel insbesondere Niklas Süle auf. Der Herbstmeister schien urplötzlich wie von der Rolle zu sein. Es wurde viel zu umständlich gespielt. Anstatt flach in den Lauf zu passen, wurden die Mitspieler halbhoch oder ganz hoch angespielt, wobei bereits spätestens in der D-Jugend gelernt wird, daß man solche Zuspiele schwerer verarbeiten kann. Die logische Folge war der Anschlußtreffer von Kevin Volland, dessen Schuß bezeichnenderweise durch Süle unhaltbar für Sven Ulreich, der eine gute Partie bot, abgefälscht wurde. Und spätestens jetzt konnte man nicht mehr erkennen, wer zur Zeit in Front lag. Dazu mußte man einen Blick auf die Anzeigetafel bemühen, denn die Werkself spielte jetzt wie aus einem Guß. Pessimisten unter den Bayern-Fans rechneten bei jedem Angriff mit dem Ausgleich, der scheinbar auch in der Luft lag.
In der 78. Spielminute war es dann soweit: Der verlorene (13 Millionen Euro teure) Sohn betrat den Platz und gab sein Stelldichein. Dafür verließ Ribéry den Platz, dem man anhand seines Ganges anmerkte, daß er hocherfreut über seine Auswechslung war. Meiner Meinung nach konnte er froh sein, daß er überhaupt so lange über den Rasen traben durfte. Das durch ihn erzielte Tor verschaffte ihm wohl einige Extraminuten, denn ansonsten war die Leistung eher im unteren Bereich anzusiedeln. Wagner jedenfalls warf sich sofort in alles, was irgendwie nach Ball aussah. Ihm war kein Kopfballduell zu schade und kein Weg zu weit. Zählbares sprang zwar nicht dabei heraus, aber das Bemühen war deutlich erkennbar. Mittlerweile befand sich die Waage der Spielanteile wieder in der Mitte und die Bayern-Fans mußten etwas weniger zittern. Heiko Herrlich, Leverkusens Übungsleiter, hatte bereits alles getan, indem er Mehmedi und Alario brachte.
In der mit vier Minuten bezifferten Nachspielzeit wurde der sehr agile James Rodriguez an der Strafraumgrenze zu Fall gebracht, woraus ein Freistoß resultierte. James schnappte sich die Kugel selber und schlenzte den Ball unhaltbar in den Winkel des Leverkusener Tores, was gleichzeitig die endgültige Entscheidung war.
(Alle gezeigten Bilder wurden mit einem iPhone SE aufgenommen.)
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