Grönemeyer in Köln

Meine wichtigsten Werkzeuge: Ein Finger, ein Auge und zwei Beine.~Henri Cartier-Bresson

Herbert Grönemeyer, dessen Musik einen durch die junge Erwachsenenzeit begleitet hat, klingt für mich oft, als ob man ihm auf den Fuß getreten hätte, während er einen Ton hervorbringt. Man kennt seine Hits (z. B. “Männer”, “Bochum”, “Alkohol” u.v.m.) und kann diese (teilweise) mitsingen. Doch was diesen Künstler tatsächlich außerdem noch auszeichnet, ist die Tatsache, daß er im Konzert sein Publikum mitnimmt. Er ist ein Stück weit eine “Rampensau”, wenn man es so nennen will. Und das hat er am 14. März bei seinem Zusatzkonzert in der Kölnarena eindrucksvoll bewiesen.

Zu Beginn ist man erstaunt – nicht, daß die Arena ausverkauft ist, denn damit war zu rechnen. Vielmehr fasziniert einen das Altersspektrum der Zuschauer. Im Gros sind diese älteren Semesters wie Grönemeyer auch. Irgendwie logisch, denn seine Musik hatte ihre Hochzeit Mitte der Neunziger, als viele der Besucher noch Twens waren. Mittlerweile sind sie diesem Alter entwachsen, Herbert Grönemeyer aber treu geblieben. Trotzdem haben sich auch viele jüngere Menschen eingefunden, um dem Konzert beizuwohnen. Und genau das Konzert beginnt – wie man es für deutsche Verhältnisse gewohnt ist – pünktlich um 20.00 Uhr. Es gibt kein großes Brimborium und keinen Schnickschnack: Das Licht geht aus, die Musik beginnt und schon steht Grönemeyer auf der Bühne und singt vom “Sekundenglück”. Und viele (oder gar alle) Zuschauer werden dieses Glück in den kommenden sage und schreibe 180 Minuten erleben, die Grönemeyer ihnen schenkt. Um 21.45 Uhr kündigt er zwar den letzten Song an, aber irgendwie konnte es das noch nicht gewesen sein. Es fehlten einfach noch zu viele Klassiker, aber die sollten noch kommen.

Nachdem er die Bühne zunächst verließ, kehrte er kurze Zeit später wieder zurück und gab eine 75minütige Zugabe, die meiner Meinung nach ihren absoluten Höhepunkt hatte, als der Hit des Sommermärchens 2006 gesungen wurde. Jetzt war es wirklich “Zeit, daß sich was dreht”! Die ganze Halle sang und grölte mit und die akustische Kulisse, bei der Grönemeyer es auch verstand, nicht ins Mikrofon zu singen, sorgte für Gänsehaut. So hielt er es aber generell den ganzen Abend über. Er bezog das Publikum immer wieder mit ein und sein Staunen darüber, daß wirklich fast alle mitsangen, schien nicht gespielt. Stellenweise nahm er sich selbst in der Anmoderation auf die Schippe, wenn er davon sprach, jedes Instrument hervorragend spielen zu können, was er aber bei der Band nicht dürfe oder wenn er seine tänzerischen Leistungen über Gebühr lobte. Temporeiche Songs wechselten sich mit melancholischen Tönen ab und alles paßte hervorragend zusammen. Eine Lasershow oder sonstiges suchte man vergebens, vermißte das aber auch nicht.

Am Ende des Abends verließen mehr als 16.000 Zuschauer mehr als zufrieden die Arena und mit Sicherheit hatte jeder noch einen der zahlreichen Songs im Ohr, die Grönemeyer perfekt inszenierte. Unter’m Strich ein Konzerterlebnis, das sich mehr als gelohnt hat – ob man Grönemeyer mag oder nicht.


“Zeit, daß sich was dreht”

(Die Videos und Fotos sind allesamt mit einem iPhone 8 aufgenommen.)

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