Grand Canyon

Wenn Sie die Straße riechen können, wenn Sie das Foto betrachten, ist es ein Straßenfoto.~Bruce Gilden

Als wir kurz vor’m Grand Canyon Visitor Center waren, hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, mich in der Natur zu befinden. Entlang der Straße standen Hotels, Fast-Food-Buden und alles mögliche andere dicht an dicht – urplötzlich und eigentlich mitten im Wald. Das hat uns nicht gefallen. Der Besuch im Visitor Center und die Suche nach den Maps, die man normalerweise immer umsonst erhält, gestaltete sich sehr schwierig. Wir mussten einen Mitarbeiter des Shops, denn etwas anderes war das Visitor Center gar nicht, fragen und bekamen eine knappe und unfreundliche Antwort. Maps gab es keine. Herzlichen Dank! Dafür gab’s aber ne Eisdiele, ein Pizza Hut und ein kleines Kino. Wie war das noch mit “voll auf Touris ausgerichtet”?

Bei der Einfahrt in den Nationalpark bekamen wir dann jedoch von der freundlichen Mitarbeiterin unsere kostenlose Map, nachdem wir unseren Annual Pass und meinen Ausweis vorgezeigt hatten. Sie fragte, ob wir eine Map auf deutsch haben wollten, was mich ein wenig verwunderte, weshalb ich sie wiederum fragte, warum sie ausgerechnet darauf kommt, dass wir eine Map in deutsch wollten. Sie entgegnete mit einem breiten Grinsen “Well, i saw your id!”. Natürlich!

Wir suchten uns den Mather Campground aus, denn Strom und Wasser brauchten wir heute nicht. Hier war der Ranger an der Einfahrt auch wieder an Freundlichkeit nicht zu überbieten und ratterte seine Standardfloskeln runter. Als wir unseren Stellplatz gefunden und geparkt hatten, entdeckten wir den Grill und damit war das Abendessen vorgegeben. Es wurde gegrillt.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Mather Viewpoint. Dabei kamen wir an der Einfahrt des Campgrounds vorbei und vernahmen aufgeregte Menschen. Aufgrund der geparkten Wohnmobile konnten wir aber nichts erkennen. Ich sah rechts von uns lediglich mehrere Personen mit gezückten Smartphones und weit aufgerissenen Augen. Als wir an den Wohnmobilen vorbei waren, sahen wir den Grund der Aufregung: Keine 20 Meter entfernt stand ein riesengroßer Hirsch – ganz so, als ob er genau dorthin gehöre.

Einige Menschen waren natürlich wieder sehr unvernünftig und gingen auf den Hirsch zu, um Fotos zu machen. Das wiederum veranlasste das Tier sein mächtiges Geweih zu präsentieren, indem es den Kopf nach unten beugte und mit einem Vorderbein scharrte. Eine Rangerin rief die Menschen zurück und erklärte, dass der Hirsch sich durch die Leute, die ihn umzingelten, bedroht fühlte, zumal rechts von ihm mehrere Wohnmobile vorbeifuhren. Wir entfernten uns und sahen auf der anderen Straßenseite eine Hirschkuh mit ihrem Nachwuchs. Wir spazierten weiter und gingen irgendwann ein Stück durch den Wald, wo wir erneut zwei ausgewachsene Weibchen und ein kleines Kitz sahen, das vergnügt immer wieder in eine Pfütze sprang. Die beiden Weibchen schauten einmal kurz zum Weg, von dem sie ca. fünf Meter entfernt waren, und entschieden dann, dass wir keine Bedrohung waren und sie sich dem Fressen widmen konnten.

Nach einem knappen Kilometer kamen wir am Visitor Center am South Rim, also der Südkante des Grand Canyon, an, nachdem wir zuvor einen Supermarkt, eine Bank und ein Hotel passiert hatten. Wohlgemerkt: Wir befanden uns eigentlich mitten im Wald! Touristisch erschlossen und so…

Selbstverständlich war es am Mather Viewpoint sehr voll, aber ich war mir sicher, dass ich schon einen guten Punkt für ein Foto vom Sonnenuntergang finden würde. Die Kamera hatte ich mit allen Objektiven im Rucksack, der Sonnenuntergang stand kurz bevor und so musste ich nur noch mein Stativ aufbauen und es konnte losgehen. Das Problem an der Sache: Das Stativ lag auf dem Campground im Wohnmobil. Es war ja nicht so, dass wir extra des Sonnenuntergangs wegen, den ich fotografieren wollte, zum Aussichtspunkt gelaufen waren! Hab ich mich geärgert? Und wie!!! Aber wir waren in Amerika, wo alles positiv ist. Also musste ich das Beste aus der Situation machen.

Aber zunächst einmal mussten wir die Kante des Grand Canyon erreichen. Vom Visitor Center aus bewegt man sich vorbei an zahllosen Parkplätzen und Gebäuden und ich hatte dabei das Gefühl, mich in einem Freizeitpark zu befinden. Es hätte mich auch nicht gewundert, wenn auf einmal Donald Duck oder wer auch immer an der Ecke gestanden hätte. Als wir dann endlich am Ende des Weges angekommen waren und wir einen Blick in die Schlucht werfen konnten, standen wir ungläubig da. Was war das denn bitte??? Wie groß und unwirklich uns das erschien!!! Ich glaube, den Grand Canyon kann man nicht in Worten beschreiben und Fotos werden die Ausmaße niemals wiedergeben können. Einfach unbeschreiblich eben.

Ich versuchte, meinen Fehler so gut es ging, nicht zur vollen Entfaltung kommen zu lassen. Die Kamera lag auf dem Fotorucksack oder ich benutzte den Bohnensack. Ein kleines Stück des Geländers konnte ich mir immer sichern.

Karte

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